Lust an der Malerei! Amy Sillman ist eine wichtige Stimme in der zeitgenössischen amerikanischen Malerei und hat ihr Medium seit den 1990er-Jahren beständig befragt. Ihre Arbeiten umfassen Zeichnungen, Drucke, Texte sowie Objekte und Animationen. Ihre schnellen seriellen Zeichnungen und viellagigen Malereien bewegen sich gekonnt zwischen Abstraktion und Figuration – mal sind sie vielfarbig, mal monochrom, mal zeigen sie komplexe Formen, mal Figuren oder Körperteile. Und immer sind sie voller Lust an der Malerei. Sillmans Leidenschaft für die Kunst geht jedoch über Gemälde hinaus und lädt ein, neue Perspektiven einzunehmen.
Amy Sillman. Oh, Clock!
(Teil 1, Erdgeschoss des Erweiterungsbaus)
Die New Yorker Künstlerin Amy Sillman (*1955 in Detroit) arbeitet hauptsächlich mit Malerei und Zeichnung und nähert sich diesen Medien mit neuem Blick und erweitertem Sinn für materielle Verwandlungen. Die Künstlerin geht sowohl analytisch wie improvisierend vor und kombiniert ihre Liebe zum Formalen mit einem strengen Auswahlverfahren. Dabei durchsetzt sie das Gemalte mit Unbeholfenheit, Humor, Selbstironie und Zweifel. Ihre Methoden münden in eine Inszenierung des Denkvorgangs beim abstrakten Malen. Sie erzeugen einen radikal offenen Prozess der steten materiellen Transformation.
Ausgewählte Werkgruppen der letzten fünfzehn Jahre zeigen, wie bei Sillman Malerei zu Zeichnung, Zeichnung zu Animationsfilm, Animationsfilm zu Text und Text wieder zu Malerei führt. Die Ausstellung umfasst zwei Dutzend Gemälde, mehrere Werkgruppen von sechs bis über Hundert Zeichnungen, digitale Animationen sowie eine räumliche Installation von sowohl gedruckten wie gezeichneten Werken, die sich mit der Idee von Zeit als Zyklus auseinandersetzen.
In allen Werken durchbricht Sillmans Haltung des Do-it-yourself die fixen Konventionen der «hohen» Abstraktion. Hybridisierung entpuppt sich als Standardverfahren der Malerin, welche schon immer künstlerische Systeme und Gattungen miteinander mischte. Sie verbindet Abstraktion mit Figuration, nimmt Anleihen bei der Cut-and-Paste-Poetik, verwendet musikalische Begriffe der Improvisation und nutzt eine betont handwerkliche Art der Zine- und Videoherstellung. In der Ausstellung ist die Zeit selbst ein weiteres Material, das in Gestalt von Malerei verpackt ist und sich in der sequenziellen Choreografie entfaltet. Die Ausstellung eröffnet vielseitige Einblicke in Sillmans künstlerische Herangehensweise auf und jenseits der Leinwand sowie einen anti-kanonischen Umgang mit musealen Kunstsammlungen und Präsentationsformen.
Ihr Ansatz ist tief durchdacht und empfunden. Sillman deckt eine Art verborgene visuelle Geschichte der affektiven Form im zwanzigsten Jahrhundert auf. Ihre Malerei und ihre kuratorische Arbeit sind eine Einladung, unsere visuellen Archive zu erweitern und sich über das hinauszubewegen, was bereits bekannt ist.
Mit ausgewählten Werkgruppen der letzten fünfzehn Jahre wird das kraftvolle und andeutungsreiche Schaffen vorgestellt und in einen Dialog mit der Sammlung des Kunstmuseum Bern gebracht. Dieser Dialog wird von der Künstlerin selbst kuratiert.
Kuratorin: Kathleen Bühler
Kuratorische Assistentin: Nina Liechti
Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Ludwig Forum Aachen.
Amy Sillman kuratiert die Sammlung des Kunstmuseum Bern
(Teil 2, Obergeschoss des Erweiterungsbaus)
Aus Anlass ihrer Einzelausstellung hat die Künstlerin eine spezielle Accrochage mit Werken aus der Sammlung des Kunstmuseum Bern vorbereitet. Die Werkgruppe umfasst ungefähr fünfzig Arbeiten, darunter Gemälde, Druckgraphiken, Zeichnungen und Videos, in die Sillman einige ihrer eigenen Werke integriert hat. Geleitet von Überlegungen zu Form, Farbe, Dimension und Ortsbezug setzt Sillman die Werke vor den aktivierten Hintergrund einer improvisierten Wandmalerei, die sie vor Ort eigens für diese Ausstellung entwickelt hat. Auf diese Weise reflektiert sie das Wesen der abstrakten Kunst ohne die Werke chronologisch oder thematisch zu gruppieren, sondern indem sie unerschrocken Epochen, Kontinente, Medien, Kunstobjekte und die Architektur des Museumsgebäudes ineinander verwebt.
Zu sehen sind Werke von:
Etel Adnan, Esther Altorfer, Cuno Amiet, Hans Arp, Silvia Bächli, Monika Baer, Alice Bailly, Ericka Beckman, Christian Boltanski, Louise Bourgeois, Leidy Churchman, Rineke Dijkstra, Kees van Dongen, Piero Dorazio, Franz Eggenschwiler, Michaela Eichwald, Valie Export, Fischli/Weiss, Joel Fisher, Suzan Frecon, Pia Fries, Tatjana Gerhard, Augusto Giacometti, Thomas Hirschhorn, Alexej von Jawlensky, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Jutta Koether, Käthe Kollwitz, Thomas Kovachevich, Lee Krasner, Alfred Kubin, Maria Lassnig, Fernand Léger, Otto Meyer-Amden, Auguste de Niederhäusern, Meret Oppenheim, Mai-Thu Perret, Sigmar Polke, Man Ray, Pamela Rosenkranz, Irene Schubiger, Kurt Seligmann, Amy Sillman, Nicolas de Staël, Sophie Taeuber-Arp, Amelie von Wulffen und Franz West.
Digital Guides
Entdecken Sie die beiden Ausstellungsteile mit unseren Digital Guides:
Digital Guide: Amy Sillman. Oh, Clock!
Digital Guide: Amy Sillman und die Sammlung des Kunstmuseum Bern
Mit Amy Sillman ist in Bern eine grosse, ungestüme Künstlerin zu erleben, die die Malerei einst in die Zukunft gerettet hat.
Spring: Abstraction as ruin by Amy Sillman. With sound by Marina Rosenfeld
Comissioned and published by The Washington Post, March 18, 2024. Courtesy of The Washington Post
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Sa, 18.1.2025
—13:00Treffpunkt: bei der Kasse
Sa, 18.1.2025
—13:30Treffpunkt: Atelier
So, 26.1.2025
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