Geschichte
Das Kunstmuseum Bern ist eines der ältesten Kunstmuseen der Schweiz und verfügt über eine Sammlung, die vom Mittelalter bis zur Gegenwart reicht. Werke von Pablo Picasso, Meret Oppenheim, Vincent van Gogh u.v.m. machen die Sammlung zu einer der wichtigsten und vielfältigsten in der Schweiz.
Nach mehrfacher Erweiterung des Gebäudes stehen heute 4'000 Quadratmeter Ausstellungs- und Vermittlungsfläche zur Verfügung.
Die Gründung (1849)
Den Grundstein für die «Staatliche Kunstsammlung» legten Gipsabgüsse nach antiken Statuen, geschenkt von der französischen Regierung. Dazu wurden 1820 Teile der Sammlung des Kunstpublizisten und Kunsthändlers Sigmund Wagner angekauft. Die Bernische Künstlergesellschaft richtete von 1840 bis 1854 alle zwei Jahre eine Schweizerische Kunstausstellung aus. Sie förderte den Austausch und das einheimische Kunstschaffen. 1849 wurde die Staatliche Kunstsammlung mit der Sammlung der Künstlergesellschaft vereinigt. Dieses Jahr markiert die eigentliche Gründung des Kunstmuseums Bern.
Der Museumsbau (1876-1878)
Mit dem Tod des Berner Architekten Gottlieb Hebler stand ein Vermächtnis von 350‘000 Franken für den Bau eines Kunstmuseums zur Verfügung. Die Trägerschaft des zukünftigen Kunstmuseums setzte sich aus Staat, der Einwohnergemeinde und der Burgergemeinde Bern sowie der Bernischen Künstlergesellschaft und dem Kantonal-Kunstverein zusammen. Sie erhielt vom Berner Regierungsrat den Status einer Korporation. Die Korporation realisierte den Museumsbau von Stadtbaumeister Eugen Stettler von 1876 bis 1878.
Am 9. August 1879 eröffnete das Kunstmuseum Bern.
Die Sammlung im Fokus (1879-1936)
Die Trägerschaft wird 1917 in eine Stiftung umgewandelt, die heute in die Dachstiftung Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee Eingang gefunden hat und das Museum als Eigentümerin betreut, eigene Werke erwirbt und die ihr anvertrauten Sammlungen der Korporationspartner pflegt. Der Kantonal-Kunstverein löst sich 1919 auf. An seine Stelle tritt der Verein der Freunde Kunstmuseum Bern.
1892 erwarb das Kunstmuseum Bern erstmals selbst ein Werk: Arnold Böcklins «Meeresstille» von 1887. Viele Hauptwerke der Schweizer Kunst fanden als Deposita Eingang in die Sammlung, so etwa Niklaus Manuels «Die Zehntausend Märtyrer am Berg Ararat», Louise Elisabeth Vigée Le Bruns «La Fête des bergers suisses à Unspunnen le 17 août 1808» oder Albert Ankers «Kleinkinderschule auf der Kirchenfeldbrücke». 1901 erfolgte der Ankauf von vier Gemälden von Hodler: «Der Tag», «Die Nacht», «Eurythmie» und «Die enttäuschten Seelen». Erste richtungsweisende Ankäufe der Moderne waren Kirchners «Alpsonntag. Szene am Brunnen» und Paul Klees «Ad Parnassum».
Die bauliche Erweiterung (1936)
Am 29. Februar 1936 eröffnet die Erweiterung des Kunstmuseum Bern: Ein von Karl Indermühle entworfener Neubau mit unverzierten weissen Wänden und Oblichtern - ideale Architektur für die zeitgenössische Moderne. Es dominierten aber Schweizer Künstler, die mit einem radikalen Realismus dem Zeitgeist der «geistigen Landesverteidigung» huldigten. So wurde der Bauschmuck, das Sgraffito «Apfelernte» von Cuno Amiet, von progressiven Berner Künstlern mit einer nächtlichen Teer-Attacke angegriffen.
Internationales Profil (ab 1944)
1944 wurde Max Huggler Leiter des Kunstmuseums und verlieh der Sammlung ein internationales Profil. Er erklärte Paul Klee zum Vegetationspunkt seiner Sammlungspolitik, um den Braque, Picasso, Gris und Kandinsky angeordnet werden sollten. Nach dem Tod Lily Klees, der Witwe Paul Klees, wurde die Klee-Gesellschaft gegründet, aus der später die Paul Klee-Stiftung hervorging. Die umfangreichen Bestände wurden ab 1952 im Kunstmuseum Bern aufbewahrt.
Neben Ankäufen kamen grosszügige, private und institutionelle Schenkungen, Legat und Dauerleihgaben von Hans Hahnloser oder Georges F. Keller mit Werken von van Gogh, Cezanne, Degas, Renoir, Matisse, Soutine, Picasso und Dali dazu.
1954 wurde die Rupf-Sammlung dem Kunstmuseum anvertraut. 1961 hinterlegte der Verein Ernst Kreidolf seine Werke im Kunstmuseum Bern. Seit der Gründung 1975 ist die Adolf-Wölfli-Stiftung im Kunstmuseum beheimatet, die den Nachlass des Schreibers, Dichters, Zeichners und Komponisten verwaltet und heute ein unverwechselbares Charakteristikum des Kunstmuseums Bern ist. 1979 gelangten mit der Stiftung Othmar Huber Spitzenwerke von Picasso, Klee, Franz Marc, Alexej von Jawlensky und Kandinsky als Deposita ans Kunstmuseum.
Eröffnung Atelier 5-Bau (1983)
1983 wurde der Erweiterungsbau des Berner Architektenkollektivs Atelier 5 mit zusätzlichen Flächen für die Sammlung, einem Kino, Büro-, Seminar- und Bibliotheksräumen sowie einem Café eröffnet. Der ehemalige Erweiterungsbau von Indermühle wurde abgebrochen, mit Ausnahme der Strassenfassade.
Von 1983 bis heute
In den 1980er Jahren durfte das Kunstmuseum Bern das Legat Meret Oppenheim sowie zahlreiche Schenkungen wie jene von Eberhard W. und Marlies H. Kornfeld entgegennehmen. 1992 schloss sich die Johannes-Itten-Stiftung mit 100 Arbeiten, Tagebüchern und Schülerarbeiten von Johannes Itten an und ergänzt damit den Bauhaus Schwerpunkt.
Die umfangreichen Bestände der Klee-Stiftung wurden 2005 in das Zentrum Paul Klee überführt, das von dem Berner Mäzenen Maurice E. Müller und den Erben Paul Klees initiiert worden war. Das Kunstmuseum Bern verfügt heute mit den Beständen seiner Partnerstiftungen GegenwART, Kunsthalle Bern sowie Foto Film und Video, über eines der wichtigsten Gegenwartskunstkonvolute der Schweiz.
2014 erbte das Kunstmuseum Bern den Nachlass von Cornelius Gurlitt. In Anschluss wurde die schweizweit erste Abteilung für Provenienzforschung aufgebaut. Der Fokus liegt derzeit auf den Legaten Cornelius Gurlitt und Georges F. Keller.
2015 wurde als Abschluss eines langjährigen kulturpolitischen Prozesses die Dachstiftung Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee gegründet, damit erhielten beide Institutionen eine gemeinsame strategische Führung.
Zwischen Dezember 2018 und Juli 2019 lud das Kunstmuseum Bern die Bevölkerung zu einem offenen Dialog ein, um die Bedürfnisse an die Erneuerung des Museums zu erfassen. Diese Anforderungen wurden in einen internationalen Architekturwettbewerb einbezogen, der im August 2024 entschieden wurde. Mit der Sanierung des Altbaus sowie einem Ersatzneubau (anstelle der heutigen Erweiterung) soll das Museum Kunstgenuss, Begegnung und Bildung in zeitgemässer Form ermöglichen und auch den Anforderungen an Brandschutz, Erdbebensicherheit sowie Kulturgüterschutz wieder gerecht werden.