Markanter Bau für Bern

Rendering Siegerprojekt «Eiger», Blick vom Waisenhausplatz

Das Siegerprojekt des internationalen Architekturwettbewerbs präsentiert für den anspruchsvollen Standort eine überzeugende Lösung und eignet sich am besten für die Weiterbearbeitung und Realisierung. Das Siegerteam Schmidlin Architekten (Zürich und Engadin) hat die Chance genutzt, einen zeitgenössischen Museumsbau zu konzipieren, der gut in die UNESCO-Stadt Bern eingebettet ist.  

Begründung der Jury

    • Die Erweiterung des Kunstmuseums basiert auf einem markanten Neubau, der die Reihe der repräsentativen öffentlichen Bauten am nördlichen Aarehang ergänzt. Der Bau schöpft die in der Machbarkeitsstudie als möglich erachtete Höhe aus, bildet wie der Bühnenturm des Stadttheaters einen moderaten Hochpunkt und fügt sich gut in die Stadtsilhouette ein. Der freistehende Neubau bildet ein prägnantes Gegenüber zum neoklassizistischen Stettlerbau, der deutlich mehr Raum erhält und seine architektonische Eigenständigkeit zurückgewinnt. 

    • Dank dem zurückversetzten Neubau entsteht an der Hodlerstrasse ein grosszügiger Vorplatz, der zum Museumsbesuch einlädt und neue Nutzungen ermöglicht. Dadurch entstehen klare Mehrwerte sowohl für die Stadt wie für das Museum. Der neue Museumsplatz dient als Treffpunkt und Ort für Kunst im öffentlichen Raum. Das ebenerdig gelegene Bistro im Gebäude Hodlerstrasse 6 wird belebender Teil des Platzes. 

    • Der Stettlerbau, der Neubau und die Liegenschaft Hodlerstrasse 6 bilden um den Museumsplatz ein Ensemble, architektonisch zusammengehalten durch die kluge räumliche Anordnung der Gebäude. Die drei klar voneinander abgegrenzten Gebäude aus unterschiedlichen Epochen treten mit ihren Eigenheiten miteinander in einen Dialog und verleihen dem Museumsplatz eine dynamische Wirkung. 

    • Ein terrassenförmig angelegter Hofgarten verbindet den Neubau und das Bistro und verhilft der Stadtmauer zu neuer Beachtung. Zwischen Stettlerbau und Neubau führt eine breite Freitreppe hinunter zu der neugeschaffenen Aareterrasse, einem öffentlichen Aufenthaltsort, der sich unter anderem als Picknickplatz oder auch für die Kunstvermittlung nutzen lässt. 

    • Die städtebauliche Klarheit wird im Innern fortgesetzt. Der Haupteingang zum Kunstmuseum im Neubau öffnet ein von aussen einsehbares, grosszügiges Foyer, das unabhängig vom Museumsbesuch zugänglich ist und wo verschiedene Aktivitäten stattfinden können. Von hier aus führen die Treppen und Aufzüge übersichtlich durch das gesamte Gebäude. Der Museumsbesuch wird zum «zweigeteilten» und damit doppelten Erlebnis: Zum einen lässt sich der Neubau erkunden, der aus drei autonomen, übereinander liegenden Ausstellungsräumen besteht. Zum anderen bietet das neue Gebäude einen Übergang zum Stettlerbau und ermöglicht so das Eintauchen in das Wesen des Kunstmuseums aus dem 19. Jahrhundert. Ein weitläufiger Ausstellungsraum unter dem Museumsplatz verbindet den Neubau mit dem Stettlerbau und führt in einen doppelt hohen Raum mit unerwartetem Licht und Ausblicken. 

    • Der Neubau hat eine einzigartige Fassade, die Elemente der Berner Steinbruchtradition aufnimmt. Die Sandsteinfassade weist im Erdgeschoss eine raue Oberfläche auf und ist nach oben zunehmend geglättet. Gezielt gesetzte Fensteröffnungen ermöglichen einzigartige Ein- und Ausblicke. Im dritten Obergeschoss schafft eine Oberlichtdecke eine besondere Atmosphäre.

Zu Jury & Jurybericht
Thomas Hasler
«Das Siegerprojekt besticht durch seine städtebauliche Setzung im UNESCO-Perimeter und seine moderne, selbstbewusste architektonische Sprache. Die Klarheit des Neubaus als Solitär, der den Stettlerbau vollständig freistellt, und der Einbezug des Gebäudes der Hodlerstrasse 6 in das Ensemble überzeugen. Mit seiner Platzbildung an der Hodlerstrasse und der Öffnung des Aarehangs schafft das Projekt klare Mehrwerte für die Stadt und gibt dem Kunstmuseum Bern eine attraktive, einladende Adresse.»

 

Thomas Hasler, Präsident der Jury   

Wie es weiter geht

Nun wird das Siegerprojekt weiterbearbeitet und konkretisiert. Bei der Weiterentwicklung soll deshalb das Potenzial der Fassade für eine weitergehende Gliederung genutzt werden, um vertiefte Bezüge zur Umgebung herzustellen. Auch ist zu überprüfen, wie umfangreich in den geschützten Gebäuden Stettlerbau und Hodlerstrasse 6 Eingriffe möglich sind. Bei der Gestaltung des Aussenraums ist zur Verbesserung des Stadtklimas eine Bepflanzung vorgesehen. Mit Blick auf die Mehrfachnutzung des Foyers und des Multifunktionsraums werden die verschiedenen Bedürfnisse mit dem kuratorischen Konzept des Museums abgestimmt.

Ein Ausschuss der Jury wird die Überarbeitung des Projekts begleiten. Die Weiterentwicklung findet in Zusammenarbeit mit der städtischen Denkmalpflege statt. Der Denkmalpfleger war bereits Mitglied der Fachjury. Das definitive Projekt soll Anfang 2028 vorliegen. 

 

  • Rendu architectural, projet lauréat « Eiger », vue depuis la Waisenhausplatz
  • Rendering Siegerprojekt «Eiger», Blick von der Genfergasse
  • Rendering Siegerprojekt «Eiger», Ausstellungsraum Oberlichtsaal im 3. Obergeschoss
  • Rendering Siegerprojekt «Eiger», Ausstellungsraum im Untergeschoss
  • Rendering Siegerprojekt «Eiger», Foyer
  • Rendering Siegerprojekt «Eiger», Aareterrasse
  • Rendering Siegerprojekt «Eiger», Blick von der Lorrainebrücke
  • Modellansicht des Siegerprojekts «Eiger»

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